Donnerstag, 8. Dezember 2011
Wir lassen uns Zeit
Vor kurzem schrieb ich im Post Gänseblümchen, dass unsere Amelie als 'nicht schulreif' eingestuft wurde, und erst 2013 eingeschult werden wird, anstatt 2012.
Seit dem Tag des Tests, der beim Gesundheitsamt von einer sehr lieben Ärztin durchgeführt wurde, habe ich nun zwei verschiedene Gefühle in mir - einmal die Erleichterung, dass Amelie nun wie ihre Geschwister 'erst' mit 6 anstatt schon mit 5 eingschult werden wird, und dann die Befürchtungen, die mit einer solchen Bewertung sich einschleichen.
Ist mein Kind altersgemäß entwickelt? Hat sie vielleicht Schwächen, Defizite, oder sonstetwas, dem man entgegenwirken müsste? Ist sie jetzt abgestempelt?
Ja, sie ist vor zwei Monaten 5 geworden, und sie kann tatsächlich noch nicht bis 10 zählen - obwohl sie alle möglichen Zahlen im 100er Bereich kennt. Sie kann nur sicher bis 4 zählen und eben diese Menge auch sofort erkennen.
Ihre große Schwester Lisa konnte bereits mit 4 bis 20 zählen und Zahlen im Hunderterbereich lesen und schreiben.
Genauso habe ich bei Amelie noch nie Kopffüßler, geschweigedenn Männchen gesehen. Wenn sie zeichnet sind das meist irgendwelche unförmigen Einzeller mit Augen.
Aber: sie kann ganz wunderbar ausmalen - sogar große Flächen - mit viel Ausdauer und Sorgfalt. Und sie schreibt auch einige Buchstaben, die sie allerdings noch nicht benennen kann.
Die Gedanken kreisen in mir und ich zögere. Soll ich sie bewusst fördern? Soll ich mit ihr üben und sie anleiten? Oder soll ich sie akzeptieren, wie sie ist und ihr Zeit geben ihren eigenen Entwicklungsweg zu gehen?
Als Eltern steht man oft vor solchen Entscheidungen, wenn von außen Erwartungen in irgendeiner Weise auf uns einwirken.
"Sie muss doch eigentlich schon...! Ja, warum kann sie denn noch nicht...?"
Lisa konnte viele Dinge sehr früh, und ich hatte zeitweise Angst, sie könnte vielleicht zur Hochbegabung tendieren. Doch gottseidank verlangsamte sich ihre Entwicklung irgendwann und inzwischen ist sie auf dem selben Level (ungefähr) wie andere Gleichaltrige.
Jamie hatte lange nichts mit Buchstaben und Zahlen im Sinn, rechnet aber inzwischen schneller als seine große Schwester in seinem Alter es konnte, und auch die Buchstaben werden interessant und schon zu Wörtern zusammengefügt.
Ich habe mir bei ihm nie Sorgen gemacht, obwohl er auch nicht der Schnellste war. Inzwischen erstaunt er mich oft.
Amelie geht wiederum einen noch anderen Weg als ihre beiden Geschwister.
- Körperlich war sie Gleichaltrigen z.B. immer vorraus, Jamie und Lisa auf alle Fälle!
- Sie ist unwahrscheinlich phantasievoll und versinkt in ihren Welten, intensiver als ihre Geschwister.
- Sie liebt kleine Dinge, je kleiner desto besser - ihre Feinmotorik ist genauso ausgeprägt, wie Jamies Grobmotorik (weshalb er auch kein Lego mag. Ist ihm zu klein und fisselig. Duplo findet er viel besser).
- Sie kann sich unheimlich schön zu Musik bewegen, sie liebt es zu tanzen - und es ist wunderbar ihr dabei zuzusehen. (Der Kindergarten hat das auch schon bemerkt:-)
Ich möchte meine Sorgen und die Erwartungen von außen gern loslassen. Ich weiß, dass in Amelie noch ein großer Schatz liegt, der sich mit der Zeit - zur rechten Zeit - entfalten wird. Ich lass sie einfach. :-)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Wir haben unseren Sohn mit 6 eingeschult und die Ärzte waren sich unsicher, ob denn schulreif sei. Aber wenn man schon ein halbes Jahr darauf hin gearbeitet hat, dass der Sohn bald in die Schule kommt, kann man ihm auch nicht einfach sagen, dass er noch nicht reif für die Schule ist. Das war zumindest damals mein Gedanke, heute weiß ich, wir hätten warten sollen. Das hätte ihm sicher gut getan und vielleicht hätte uns das auch vieles erspart. Aber ich will nicht klagen, eigentlich bin ich froh, dass alles so gekommen ist. Aber eines weiß ich sicher, Kinder lassen sich nicht in Schubladen stecken und manche brauchen bei manchen Dingen einfach länger. Man sollte ihnen ihre Zeit geben und sich in Geduld üben, auch wenns einem noch so schwerfällt. Und das fällt mir immer noch so verdammt schwer. :) Liebe Grüße, nik
AntwortenLöschenIch glaube, dass es auch gut ist, wenn Kinder noch ein Jahr länger "Kindheit" bekommen. Mit der Schule ändert sich einiges, denke ich.
AntwortenLöschenAlles Liebe. maria