Gestern war ich bei einer Arbeitsgruppe der Schule. Das Konzept, und somit bestimmte Punkte und Überzeugungen sollen neu definiert werden, um den Fokus wieder auf das Wesentliche zu bringen. (Es gab im letzten Schuljahr wohl einige Streitpunkte.)
Ich fand es sehr interessant. Lange schon hatte ich mir gewünscht, mich mit anderen Gleichgesinnten/am freien Lernen-Interessierten auszutauschen, und war sehr dankbar, dass diese Gruppe ins Leben gerufen worden war.
Gestern war das Thema 'die Rolle des Erwachsenen'(-im Lernalltag des Kindes), und mir ist wieder einmal bewusst geworden, wie wenig Vertrauen im Allgemeinen in die Fähigkeiten der Kinder gesetzt wird.
Warum denken wir immernoch, dass kleine Kinder nicht selbst entscheiden und wissen können, was gut für sie ist?
Wenn wir ihnen diese Entscheidungen abnehmen und sie über ihren Kopf hinweg treffen, weil wir denken, wir wüssten es besser - machen wir unsere Kinder gleichzeitig abhängig von uns und unseren Wünschen und Erwartungen.
Ein klassisches Beispiel ist immer der Kindergarten oder die Turngruppe/Musikgruppe. Das Kind muss dort hingehen, weil die ELTERN es als wichtig empfinden, und das Kind natürlich nicht selbst entscheiden kann, ob es dort sein möchte, oder nicht.
Dabei ist es doch sehr leicht zu sehen, ob sich ein Kind wünscht im KiGA zu sein, oder nicht. Viele Kinder zeigen sehr deutlich, dass sie NICHT dorthin wollen.
Ein Kind, dass nicht freiwillig in die Musikgruppe oder Turngruppe möchte, hat dort auch eigentlich garnichts verloren.
Ein umgekehrtes Beispiel: Lisa hat heute morgen sehr verschlafen. Ich habe angedeutet, dass sie heute wohl nicht kommen wird, und das wäre auch okay gewesen.
Aber als Lisa aufwachte, sprang sie aus dem Bett und meinte: "Natürlich will ich in die Schule. Mama, du MUSST mich in die Schule bringen!"
Ein Kind kann nicht für sich selbst entscheiden?
Sollten wir da nicht doch ein bisschen besser hinsehen und hinhören?
Als Lisa in den Kindergarten 'sollte', war für sie glasklar, dass sie dort NIEMALS hinwollte. Genauso empfand sie die Musikgruppe irgendwann als langweilig und zeigte dies, indem sie einfach nicht mehr mitmachte. Ich meldete sie daraufhin ab. - Und im KiGa niemals an. ;-)
Wenn wir unseren Kinder wirklich vertrauen, in unserem tiefsten Inneren, und die Bindung zwischen uns stimmt, und wir sie dann loslassen können...können sie entspannt ihren ganz eigenen Weg gehen. Ohne Angst zu haben, uns zu entäuschen, ohne den Drang zu verspüren, uns gefallen zu wollen. Einfach so.
Auch mir gelingt das nicht immer, aber ich merke ganz deutlich den Unterschied zwischen Tagen, an denen ich ganz präsent und voller Vertrauen bin, und Tagen, an denen ich keine so gute Bindung zu den Kindern habe oder alte Erziehungsmuster versuchen Zweifel anzumelden.
Gestern hatte ich so einen 'guten' Moment, als wir auf dem Spielplatz waren, und sich Jamie und Amelie damit vergnügten, in Höchstgeschwindigkeit auf die Rutsche zu klettern und zusammen hinunter zu rutschen.
Die beiden hatten einen Heidenspaß und ich saß in relativ großer Entfernung auf einer Bank. Das Gegacker der beiden war großartig und obwohl andere Eltern mistrauisch auf die beiden blickten ("gleich passiert was, gleich passiert was."), tat sich niemand weh, fiel niemand auf die Nase - alles okay.
Wenn ich einen 'schlechten' Tag oder Moment habe, dann spiegelt sich das deutlich in meinen Kindern wieder...dann sind sie entweder angespannt, oder rastlos, unkonzentriert oder unmotiviert, streiten sich und finden absolut in keine Tätigkeit hinein. Und dann weiss ich, dass ich in mich hinein schauen muss, dass ich die Bindung und das Vertrauen zu meinen Kindern neu aufnehmen und verstärken muss, dass ich sie, auch wenn ich physisch präsent bin, 'allein gelassen' habe.
"Nichts kann den Menschen mehr stärken als das Vertrauen, das man ihm entgegenbringt." ~ Adolf von Harnack
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