...und? Hat der Nikolaus euch auch reichlich die Schuhe gefüllt? :-)
Bei uns stand heute morgen eine weihnachtliche Kiste mit selbstgebackenen Keksen und je einem Jutebeutel für die Kinder und mich mit Süßigkeiten vor der Tür. Außerdem ein wunderschöner Holzscheit-Engel (Foto folgt) und ein Sack Brennholz. Da war auch die unruhige eher schlaflose Nacht meinerseits gleich vergessen.
Da heute der
2. Adventssonntag ist, gibt es eine neue Weihnachtsgeschichte von uns. Dieses Mal haben Nellie und ich zusammen gearbeitet und Euli, ihr Lieblingskuscheltier, ein kleines Abenteuer erleben lassen.
Ihr dürft die Geschichte gern weiterteilen oder uns eure Kommentare hinterlassen
Viel Freude beim Lesen!
Eulis
Weihnachtsgeschenk
Es war kurz vor dem
Heiligen Abend. Es hatte nicht geschneit, alles war von Regen
getränkt, grau und feucht waberte der Nebel zwischen den Bäumen. Im
Wald war es ungewohnt still, und Eulis Rufe hallten weit durch die
Baumstämme hindurch, über die Felder und bis zum Dorf hinüber.
Sie saß auf ihrem Ast
einer alten Eiche und machte ein trauriges Gesicht.
Sie dachte an Weihnachten.
Letztes Jahr hatte sie gesehen, wie eine Familie hinter den Fenstern
ihres Hauses am Heiligen Abend gefeiert hatte. Alles war festlich
geschmückt gewesen, Kerzen waren auf einen Tannenbaum gesteckt und
erleuchteten den Raum. Die Menschen hatten gelacht, gegessen und
Päckchen ausgewickelt.
Euli hatte alles von einer
großen Ulme, die vor dem Haus wuchs, beobachtet und hatte in ihrem
Herzen so einen warmen Funken gespürt. Was für eine schöne Idee in
dieser dunklen Zeit ein Fest zu feiern, dass so viel Glück in die
Gesichter zauberte.
Wieso konnte sie nicht
daran teilhaben? Sie hatte Schuhuuu – schuhuuuu gerufen, doch
niemand hatte sie gehört. Die Menschenkinder hatten einfach zu laut
ihre Lieder gesungen.
Es blieb Euli also nichts
anderes übrig, als auf ihren Schwingen wieder davon zu fliegen, in
den großen, dunklen Wald hinein, und auf ihrem Ast das Gefieder
wärmend aufzuplustern und über das, was sie gesehen hatte,
nachzudenken.
Sie hatte in dieser Nacht
besonders oft gerufen und sich dabei vorgestellt, dass sie
Weihnachtslieder sang und ein Kerzenlicht auf ihrem Ast aufgesteckt
war, um die Dunkelheit zu erhellen.
In diesem Jahr war Euli,
je näher die Wintersonnenwende rückte, immer nachdenklicher und
trauriger geworden, weil sie sich erinnerte, wie einsam sie sich im
letzten Jahre gefühlt hatte. Sollte sie dieses Mal wieder bei den
Menschen in der Ulme sitzen und ihnen bei den Festlichkeiten zusehen,
oder sollte sie lieber hier ganz allein im Wald zubringen und auf
Mäusejagd gehen? Würde ihr nicht nur wieder das Herz schwer werden,
wenn sie durch das Fenster sah, aber nicht in den Gesang mit
einstimmen konnte?
Sie wog ihren runden Kopf
hin-und-her und überlegte. Vielleicht könnte sie die anderen Tiere
fragen, ob sie nicht auch gern ein Weihnachtsfest feiern wollten -
hier im Wald!
Aber die Mäuse hatten –
zu recht – viel zu viel Angst vor Euli. Und die Eichhörnchen
schliefen selig in ihrem Bau. Die meisten Vögel waren in den warmen
Süden gezogen und Rehe, Wildschweine und Füchse wollten sich nicht
unbedingt über den Weg laufen...
Es nützte also alles
nichts und Euli musste einen Entschluss fassen:
Sie würde versuchen die
Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Vielleicht würden sie einmal
aus dem Fenster schauen und sie entdecken und sie zu sich einladen.
Sie hoffte, dass dies nicht nur ein Wunschtraum von ihr blieb.
So flog sie nun jeden
Abend zu dem Haus der Menschen, setzte sich auf den Ast vor dem
Fenster und rief ihr tiefes Schuhuuu und flatterte ab und zu mit den
Flügeln.
Am dritten Abend schaute
eines der Kinder zum Fenster herüber und machte große Augen. Es
deutete mit dem Finger auf Euli und rief etwas. Plötzlich tauchten
drei Gesichter an der Fensterscheibe auf und dann folgten noch zwei
große Menschen: die Mutter und der Vater.
Euli flatterte erneut und
rief mehrmal Schuhuuu, schuhuuu, schuhuuu....
Sie freute sich. Sicher
würden sie nun am Weihnachtsabend an sie denken!
Euli setzte sich noch zwei
Mal im Nieselregen auf den Ulmenast und rief und jedes Mal freuten
sich die Menschen, sie zu sehen. Die Kinder winkten ihr zu und Vater
und Mutter lächelten.
Dann kam der Abend, an dem
die Kirchenglocken im nahen Dorf besonders lang und laut läuteten.
Und als es dunkel wurde, wurden überall Lichter angezündet.
Es war kälter geworden,
Frost lag in der Luft und es roch nach Schnee.
Euli saß schon längst
voll Vorfreude auf ihrem Ast und wartete. Sie hatte sich für heute
extra ihr braunes Gefieder glänzend geputzt und ihren Schnabel
poliert. Ob die Menschen sie ins Haus einladen würden? Oder mit ihr
etwas sängen? Vielleicht durfte auch sie eines der Kästchen
auspacken! Darüber würde sie sich sehr freuen.
Doch es kam ganz anders,
als sie es sich erhofft und erträumt hatte.
Zwar winkten die drei
Kinder ihr zu, doch dann feierten sie allein und sangen und aßen und
lachten mit ihren Eltern, und Euli konnte ihnen nur zuschauen.
Unruhig rutschte sie auf
ihrem Ast hin und her, reckte den Kopf, um besser sehen zu können
und fühlte wieder, wie sie traurig wurde. Vielleicht hatten die
Menschen Angst vor Eulen. Vielleicht war das Weihnachtsfest nur ein
Fest für Menschen und nicht für Tiere. Vielleicht sollte sie lieber
Mäuse jagen gehen, denn in ihrem Bauch knurrte es schon seit einer
ganzen Weile.
Gerade, als sie sich zum
Abflug in den großen Wald bereit machen wollte, kam das kleinste der
Menschenkinder ans Fenster und blickte Euli stumm entgegen.
Es war ein kleines
Mädchen, und sie hielt ihre neue Puppe fest im Arm.
Euli seufzte und klappte
ihre runden Augen ein paar Mal auf und zu und lüftete ihre Flügel
zum Gruß. Doch das Mädchen drehte sich wieder um, lief zum
Tannenbaum und pflückte etwas von einem Zweig.
Kurz darauf hörte Euli
eine kleine Stimme unter sich rufen: „Hallo liebe Eule, ich habe
ein Geschenk für dich!“
Das kleine Mädchen stand
da in ihrem hübschen Kleid und viel zu großen Gummistiefeln und
schwenkte etwas in der Hand hin und her, das Euli nicht erkennen
konnte. Was war es nur?
Sie flog rasch von der
Ulme herab und setzte sich auf die Lehne der Gartenbank.
Nun konnte sie das
Geschenk erkennen, welches das Menschenkind ihr mitgebracht hatte.
Sie ließ ihr tiefes „Schuhuuu...“ erklingen, flatterte auf, nahm
das kleine Etwas in den Schnabel und flog davon. „Frohe
Weihnachten, Eule!“ hörte sie das Mädchen noch rufen, doch Euli
fühlte sich viel zu feierlich, um antworten zu können.
Sie flog so schnell sie
konnte zu ihrem Platz im Wald und setzte sich auf ihren
Lieblingsast in der alten Eiche. Sie wackelte mit dem Kopf und gab
zufriedene Laute von sich.
Sie hatte ein Geschenk
bekommen – ein richtiges Weihnachtsgeschenk!
Behutsam hängte sie es an
einen abgebrochenen Zweig ihres Baumes und betrachtete es stundenlang
voller Stolz und Freude.
Der Strohstern hing an
einem glitzernden Faden und schaukelte im leichten Wind hin und her.
Er glänzte und leuchtete im Mondlicht und Euli fand ihn wunderschön.
Nun war auch für sie Weihnachten, und sie fühlte sich kein bisschen
traurig.
(c) Sarah Lerche & Nellie Oleka