Seid ihr auch schon in Adventsstimmung? Ein bisschen kribbelt bei meinen Kindern schon die Vorfreude. Gerade meine Jüngste ist schon ganz aufgeregt, wann sie das erste Türchen am Kalender öffnen kann.
Bisher haben wir noch nicht viel dekoriert. Meine Schweter nahm sich aber letztes Wochenende Zeit und hat mit den Kindern Gestecke gemacht und Kränze gebunden. Einer davon hängt jetzt an unserer Tür.
Zur Zeit ist es hier recht kalt und frostig geworden. Nebel schwebt über den Feldern, Wolken hängen tief in den Wäldern auf den Hügeln und es riecht nach Schnee. Manchmal schaut aber auch die Sonne raus.
Letzten Sonntag war es noch eimal so richtig schön, und ich habe die Zeit genutzt, mal allein einen langen Spaziergang durch die Feldmark bei meiner Familie zu machen. Im Gegensatz zu hier ist dort alles ganz flach und frei. Man kann sehr weit blicken und in der Ferne viele Dörfer sehen. Außerdem ist praktisch jeder Weg, jeder Strauch, jeder Stein mit Kindheitserinnerungen behaftet. ;-)
Jetzt warten wir auf den Winter. Ob er dieses Jahr kommt? Letztes Jahr war es ja sehr mild hier in der Gegend. Über ein bisschen Schnee würden wir uns schon freuen.
Samstag, 29. November 2014
Freitag, 7. November 2014
Erinnerungen
Es ist jetzt schon wieder fast drei
Monate her, dass wir von unserer langen Fahrradtour nach Hause zurück
gekehrt sind. Im Nachhinein wirkt alles ein bisschen unwirklich, so
weit entfernt - wie das immer so ist.
In letzter Zeit tauchen allerdings immer öfter
Erinnerungsausschnitte von der Reise in meinem Kopf auf, ohne dass ich sie bewusst heraufbeschworen hätte. Ich
stehe gerade am Herd, und plötzlich sehe ich uns in Utrecht, wie wir
mit Couchsurfer L. und seinem chinesischen Gast an den Grachten
entlang spazieren und er uns ein bisschen Geschichte zukommen lässt. Die Kinder sind an diesem Tag reichlich aufgedreht und albern, finden es aber trotzdem toll, von dem Teufel zu hören, der an einen Stein gekettet wurde, und den Hintergrund zu den einzelnen Buchstaben, die in die Pflastersteine gemeistelt sind, zu erfahren. (Das längste Gedicht der Welt)
kleiner Laden im Freilichtmuseum bei Arnheim
Haaring-Verkäufer in Scheveningen
Oder ich hole meine Kinder mit dem Auto
von der Schule ab, und finde mich in Gedanken ganz unerwartet am
Strand bei Scheveningen, wo der Wind uns den Sand über die Haut
gefegt hat, dass es prickelte und wir ins Wasser liefen bis unsere
Hosen ganz nass waren.
Ins Meer laufen bei DenHaag
Auf der Fähre von Hoek van Holland
Im Bett fällt mir wieder ein, wie wir
verzweifelt durch DenHaag irrten, um den Weg zu unsere Unterkunft zu
finden. Wir mussten uns durch ein Wirrwarr aus Straßenbaustellen
fädeln, und hier und dort jemanden nach der Richtung fragen.
Der Verkehr war der reinste Irrsinn, und unsere Nerven waren
angespannt. Trotzdem war es aufregend und hat uns ein bisschen Spaß gemacht, und unser Couchsurfing-Gastgeber war ein super-netter Mensch mit viel Humor und Großzügigkeit!
Blick vom Berg bei Watten in Frankreich
Unter der Dusche muss ich auf einmal
lächeln, weil ich mich daran erinnere, wie ich in Münster eigentlich
als Straßenmusiker auftreten wollte und dann (gottseidank?)
feststellte, dass zwei Saiten meiner Gitarre gerissen waren.
Reiten in Warendorf :-)
Vorgestern hat meine Familie eine
Wanderung auf den Harzer Brocken unternommen. Bis kurz unter dem
Gipfel war es wunderschön und toll zu laufen und zu klettern. Die
Kinder hatten sehr viel Spaß, und ich fand den Wald um mich herum
sehr inspirierend (ich sammele überall Eindrücke für's Schreiben).
Doch dann, kurz vor dem Gipfel, schlug das Wetter extrem um. Wir
waren umgeben von Wolkendunst, orkanähnliche Windböen fegten uns
den Regen ins Gesicht, und wir froren.
Zurück zu wandern war für die Kinder
keine Option, also beschlossen wir nach einer Tasse heißen Kakao mit
der Dampfeisenbahn wieder hinunter zu fahren. Im Zug blickte ich aus dem Fenster,
musste schmunzeln und meinte zu meinem Sohn: „Weißt du noch in
England? Als wir sonntags in Deal bei Wind und Regen Steine gesammelt
haben und ich Angst hatte, dass du ins Meer gepustet wirst? Danach
haben wir dann in der Bibliothek Unterschlupf gefunden und Bücher
angeschaut.“ Jonas Augen leuchteten auf und er nickte. „Da war es
soooooo gemütlich!“
Naturschutzgebiet bei Arnheim
Komischerweise tauchen die schönen
Momente viel öfter in meinem Geist auf, als die Schwierigen oder
weniger Schönen, die es natürlich auch gegeben hat.
Ich denke da an die sengende Hitze und
die brennende Sonne, die uns ganz schön zu schaffen gemacht hat.
Sogar Nellie bekam einen Sonnenbrand, und das will ja was heißen!
Manchmal war es so unerträglich, dass wir vorübergehend in einer
Kirche pausierten, um ein bisschen abzukühlen.
Dann wiederum gab es den ein oder
anderen Regentag, der uns überraschte und es so gut wie unmöglich
machte, weiter zu fahren. Wenn wir dann bei einem netten Couchsurfer
zu Besuch waren, der uns einlud, noch einen Tag länger zu bleiben,
dann hatten wir Glück. Wenn nicht, mussten wir uns etwas einfallen
lassen. Einmal bauten wir uns ganz schnell einen Unterschlupf aus
Isomatten und Zweigen. (Die Kinder haben diesen Tag natürlich als
ganz besonders tolle Erinnerung abgespeichert!)
Erschöpfung, mental und körperlich,
ließ uns manchmal genervt oder gereizt reagieren. Ab und zu
eskalierte es in richtigen Streit, was zur Folge hatte, dass meine
große Tochter mit ihrem Rad davon fuhr, und ich befürchtete, wir
könnten sie verlieren...
viel Wind zwischen den holländischen Inseln
Regen und Sturm in Südengland
Abkühlung in Brunnen...
...oder in schönen Kirchen.
Und dann gab es Tage, an denen es
eine Herausforderung war, ein Quartier zu finden. Entweder waren alle
Campingplätze vollkommen belegt, oder es gab weit und breit einfach
keinen. Dann mussten wir bei jemandem klingeln und fragen, ob wir
vielleicht im Garten zelten dürften. Wir wurden, bis auf einmal, nie
abgewiesen und haben uns immer sehr gut versorgt gefühlt! (Und das
ist ja wiederum eine sehr schöne Erinnerung.)
Gute Erinnerungen tragen unser Leben, heißt es in einem japanischen Sprichwort.
Diese Erinnerungen machen es wert, dass
wir die Anstrengungen und Strapazen auf uns genommen und
durchgehalten haben. Unser Ziel vor Augen behielten und an uns
glaubten.
Jeder von uns hat für immer dieses
kleine, geheime Kästchen voller Bildern und Ausschnitten, Anekdoten
und Erlebnissen im Herzen, die ihn für den Rest des Lebens begleiten
werden.
Ein Geschenk.
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